Einige wichtige Begriffe im Financial Modelling

Das folgende Glossar ist aus der Perspektive des Financial Modelling verfasst. Das heißt, es gibt durchaus für einige der genannten Begriffe eine breitere oder andere Erläuterung, auf die wir hier bewusst verzichtet haben. Wir haben deutsche oder englische Begriffe verwendet, je nachdem, was in der Praxis gängiger ist.

Und wenn Sie einen Begriff hier vermissen, der nach Ihrer Ansicht dazugehört, freuen wir uns über eine kurze Nachricht!

  • Amortisationsdauer (Payback Period)

    Der Zeitraum, in dem genau das investierte Kapital aus einem Projekt zurückgeflossen ist (auch Break-even Punkt). Die Amortisationsdauer kann statisch oder dynamisch interpretiert und berechnet werden. Statisch bedeutet, dass der Nominalwert der Investition zurückgeflossen ist, dynamisch heißt, dass der Nominalwert inkl. einer Verzinsung zurückgeflossen ist. Die Amortisationsdauer wird auch als Risikokennzahl verwendet.

  • Börsenbewertung (Comparable Companies)

    Eine Bewertungsmethodik für Unternehmen, bei der der Marktwert (Börsenkapitalisierung zuzüglich Fremdkapitalwert) für vergleichbare börsennotierte Unternehmen berechnet wird und daraus dann mittels Division durch üblicherweise Umsatz, EBITDA oder EBIT Multiples errechnet werden, die wiederum auf das zu bewertende Unternehmen angewendet werden können.

  • Cashflow

    Die Zahlungsflüsse, die ein Projekt oder ein Unternehmen liefert (positiver Cashflow) bzw. verbraucht (negativer Cashflow). Für die Bewertung von Unternehmen oder Projekten ist der so genannte freie Cashflow von Bedeutung (siehe dort).

  • DCF-Bewertung (Discounted Cashflow Methode)

    Eine finanzwirtschaftliche Bewertungsmethode für Unternehmens- oder Projektwerte, bei der der Wert zu einem bestimmten Zeitpunkt durch Diskontierung der zukünftigen freien Cashflows auf den Bewertungsstichtag (Barwert).

  • Debt and cash free

    Die Betrachtungsweise des operativen Geschäfts eines Unternehmens, unabhängig von der Finanzierungsstruktur, in die das operative Geschäft eingebettet ist. Sie dient der Vergleichbarmachung unterschiedlicher Unternehmen bzw. Projekte.

  • EBIT (Earnings before Interest and Tax)

    Ergebnis vor Zinsen und Steuern, auch als operatives Ergebnis bezeichnet, vor Effekten aus der Finanzierung. Der EBIT wird berechnet als Umsatz abzüglich operativer Aufwendungen.

  • EBITDA (Earnings before Interest, Tax, Depreciation and Amortisation)

    Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen, wird entweder direkt berechnet als Umsatz abzüglich operative Aufwendungen ohne Abschreibungen oder indirekt als EBIT zuzüglich Abschreibungen. Er wird häufig als Näherungswert für den Cashflow eines Unternehmens betrachtet. Anmerkung: Im Englischen werden die Abschreibungen auf Sachanlagen als Depreciation, die auf immaterielle Vermögensgegenstände als Amorisation bezeichnet, deshalb braucht das Englische zwei Begriffe.

  • Eigenkapitalwert (auch Equity-Value)

    Wert, den beispielsweise ein Käufer für das Eigenkapital eines Unternehmens zu zahlen bereit ist oder auf den sich Käufer und Verkäufer geeinigt haben. Der Eigenkapitalwert wird häufig implizit ermittelt, indem vom Unternehmenswert die Netto-Fremdkapitalpositionen abgezogen werden. Bei börsennotierten Unternehmen lässt sich der Marktwert des Eigenkapitals ermitteln als das Produkt aus der voll verwässerten Anzahl Aktien und dem Börsenkurs. Der Eigenkapitalwert hat nichts zu tun mit dem Buchwert des Eigenkapitals, d.h. dem in der Bilanz ausgewiesenen Eigenkapital.

  • Firmenwert/ Goodwill

    Der über das Eigenkapital des gekauften Unternehmens hinausgehende Teil des Kaufpreises. Als Bilanzposition entsteht ein Goodwill in einem Asset Deal, wenn er nicht vollständig auf die Vermögensgegenstände aufgeteilt werden kann, oder bei der Konsolidierung bzw. Verschmelzung des gekauften Unternehmens in bzw. auf die Muttergesellschaft. In diesem Fall wird er üblicherweise berechnet als Kaufpreis für das Eigenkapital abzüglich Eigenkapital zum Transaktionsstichtag abzüglich eventueller Aufwertungen von Vermögensgegenständen.

  • Freier (free) Cashflow

    Der Zahlungsstrom für ein Unternehmen oder Projekt nach Steuern, der nicht in das Unternehmen oder zurück investiert wird, sondern den Eigen- und Fremdkapitalgebern zur Verfügung steht (positiver freier Cashflow) bzw. finanziert werden muss (negativer freier Cashflow). Der Freie Cash Flow ist unabhängig von der Finanzierungsstruktur und ermöglicht dadurch eine Vergleichbarkeit sogar über Anlageklassen hinweg.

  • Integriertes Finanzmodell

    Ein integriertes Finanzmodell bildet in der Regel die ganzheitliche Planung eines Unternehmens mit dem Ziel ab, die zukünftigen Ergebnisse, den Unternehmenswert oder die Kapitalerfordernisse auf Basis einer Planung festzustellen. ‚Integriert’ heißen diese Modelle, weil sie die Wechselwirkungen verschiedener Teilbereiche eines Unternehmens korrekt berücksichtigen, sowohl auf der operativen wie auch auf der finanziellen Seite. Eine zukünftige Umsatzveränderung hat Auswirkungen auf verschiedene Aufwands- und Bilanzpositionen, beispielsweise Herstellungskosten, Forderungen aus Lieferungen und Leistungen, vielleicht Garantierückstellungen und Investitionen und viele weitere. Und dies wirkt weiter über den Cash flow auf Zinsergebnis, Steuern, Jahresüberschuss, Eigenkapital und Fremdkapitaleinsatz. Gewinn- und Verlustrechnung, Bilanz und Cashflow-Rechnung sind für jede Planungsperiode stimmig und überleitbar. Finanzmodelle werden normalerweise auf Basis von Spreadsheets entwickelt.

  • Internal Rate of Return (IRR – englisch für ‚Interner Zinsfuß’)

    Der interne Zinssatz, bei dem der Barwert eines Projekts Null ist. Die Kennzahl ist weit verbreitet und sehr anschaulich, verfügt jedoch über zwei große Schwächen. So ist die mathematische Eindeutigkeit bei mehrfachem Vorzeichenwechsel nicht gegeben und die so genannte Wiederanlageprämisse führt insbesondere bei hohen Verzinsungen zu einer Verzerrung der Ergebnisse. Im Investmentbanking wird die IRR insbesondere bei der Rentabilitäsrechnung für LBOs (siehe dort) verwendet.

  • LBO (Leveraged Buy Out)

    Transaktionsstruktur des Unternehmenskaufs mit einem vergleichsweise hohen Anteil an Fremdkapital. LBOs sind insbesondere im Private-Equity-Sektor zu finden, bei dem ein Ziel-Unternehmen von einem mehr oder weniger stark verschuldetem (Akquisitions-)Unternehmen gekauft und anschließend auf dieses verschmolzen wird.

  • Modified Internal Rate of Return (MIRR)

    Abgewandelte Methode der IRR-Bestimmung, die die beiden wesentlichen Schwachpunkte des IRR dadurch zu beseitigen sucht, dass Einzahlungsüberschüsse und Auszahlungen mit unterschiedlichen Zinssätzen belegt und anschließend auf einen Zeitpunkt abgezinst werden.

  • Multiple (z.B. EBITDA-Multiple)

    Eine Kennzahl, die üblicherweise zur Bewertung herangezogen wird. Dabei nimmt man vergleichbare Objekte, für die ein Wert bekannt ist, teilt diesen Wert durch eine Kennzahl (beispielsweise normalisierter EBIT oder EBITDA, oder auch Anzahl Kunden z.B. bei Internetfirmen oder Quadratmeter bei Immobilien, etc.) und erhält so den Multiple. Dabei ist wichtig, dass Zähler und Nenner „zusammenpassen“. Eine operative Größe wie Unternehmenswert kann beispielsweise einer operativen Größe wie Umsatz, EBIT oder Kundenzahl gegenübergestellt werden. Dem Eigenkapitalwert können dagegen nur Gewinngrößen nach Zinsen, wie Jahresüberschuss, gegenübergestellt werden. Multiples liefern Investoren eine einfache Einschätzung einer Bewertung.

  • Net Present Value (NPV)

    Der NPV (auch Barwert genannt) ist der mit bestimmten Zinssätzen (meist Mindestrenditeanforderung) abdiskontierte Wert einer Zahlungsreihe. Liegt der eindeutige IRR einer Zahlungsreihe über dem Zinssatz, mit dem abdiskontiert wird, ist der NPV positiv. Stimmen IRR und Abzinsungszinssatz überein, ist der NPV Null,  liegt der IRR unter dem Abzinsungsfaktor, ist der NPV negativ. Der NPV kann interpretiert werden als Vermögenszuwachs in einem bestimmten Zeitpunkt, wenn die Zahlungsreihe wie erwartet eintrifft. Daher ist der NPV gleichzeitig die rationale Obergrenze für den Kaufpreis dieser Zahlungsreihe.

  • Return on investment (ROI)

    Statische Methode zur Errechnung einer Kapitalverzinsung. Der ROI kann für das Eigen-, Fremd- und Gesamtkapital berechnet werden. In der Regel wird der ROI nur periodisch berechnet, da die Verzinsung über mehrere Perioden mit Hilfe des IRR oder MIRR besser abgebildet werden können.

  • Terminal Value

    Wert eines Unternehmens am Ende der Planungsperiode. Diese Bewertungsgröße ist für eine DCF-Bewertung erforderlich. Die Finanzplanung ist üblicherweise endlich (5 oder 10 Jahre), d.h. es werden auch nur endlich viele freie Cashflows abgezinst. Die Summe nur dieser geplanten freien Cashflows spiegelt nicht den gesamten Unternehmenswert wider, wenn (im Normalfall) davon auszugehen ist, dass das Unternehmen auch nach der Planungsperiode noch positive frei Cashflows erzeugt und somit am Ende der Planungsperiode auch einen Unternehmenswert hat. Berechnet wird der Terminal Value entweder über ein EBITDA-Multiple, das auf den EBITDA der letzten Planperiode angewendet wird, oder über eine ewige Rente unter Berücksichtigung einer jährlichen  Wachstumsrate des freien Cashflows (die so genannte Gordon Growth Rate). Zum Zweck der Unternehmensbewertung wird der Terminal Value auf den Bewertungsstichtag diskontiert.

  • Unternehmensbewertung

    Unternehmensbewertungen werden regelmäßig durchgeführt zur Preisermittlung bei Unternehmenstransaktionen oder für die Wertermittlung von Beteiligungen im Jahresabschluss. Im klassischen M&A wird der Unternehmenswert ermittelt über die DCF-Methode und über Multiples von vergleichbaren börsennotierten Gesellschaften und vergleichbaren Transaktionen. In eine Unternehmensbewertung fließen viele Faktoren ein – die subjektive Einschätzung der zukünftigen Entwicklung, Marktrisiken ebenso wie spezielle Unternehmensrisiken, nicht-betriebsnotwendiges Vermögen, zukünftige Einmalzahlungen, Verlustvorträge etc.

  • Unternehmenswert (auch Total Enterprise Value oder Entity Value)

    Bezeichnet den Wert des gesamten Unternehmens, d.h. bildet den Wert des operativen Geschäfts ab ohne Berücksichtigung der Finanzierungsstruktur. Dabei ist zu beachten, dass es den richtigen Wert als solchen nicht gibt, weil eine Bewertung letztendlich immer von subjektiven Einschätzungen und Faktoren abhängt (vgl. das Glas Wasser in der Wüste oder neben einer Quelle).

  • Vergleichbare Transaktionen (Transactions)

    Aktuelle Unternehmensverkäufe in der gleichen oder ähnlichen Branche. Sie werden zur Ermittlung von Multiples verwendet, die einen Anhaltspunkt für die von Investoren gezahlten Preise für diese Unternehmen geben.

  • WACC (Weighted Average Cost of Capital)

    Der WACC ist die mit dem jeweiligen Anteil an Eigen- und Fremdkapital gewichtete geforderte oder beobachtete Verzinsung des Eigen- und Fremdkapitals eines Unternehmens. Mit diesem Zinssatz werden in der Regel die freien Cashflows aus einer Unternehmensplanung sowie der Terminal Value abgezinst, um daraus den Unternehmenswert zu erhalten. Der WACC ist somit abhängig von der Kapitalstruktur und der Kapitalverzinsung. Er kann auf Basis einer Zielkapitalstruktur hergeleitet werden und wird dann identisch jedes Jahr zur Abzinsung verwendet (statischer WACC) oder jährlich neu im Rahmen der Planung ermittelt und zur Abzinsung verwendet (dynamischer WACC).